Warum Bildung so wichtig ist
Bildung bedeutet im weitesten Sinne die Vermittlung von Wissen, Fähigkeiten und Kompetenzen, um Menschen ein Leben im gesellschaftlichen Miteinander zu ermöglichen und ihnen die Qualifikation für eine geeignete Arbeitsstelle zu geben.
Unzählige Faktoren wirken dabei auf die “Bildung” ein. Es ist nicht nur gesellschaftlich anerkannt, sondern auch wissenschaftlich gut belegt, dass gute Bildung sehr erstrebenswert ist: Untersuchungen zeigen, dass gebildete Menschen länger leben, sich aktiver in die Politik und in die Gemeinde, in der sie leben, einbringen, seltener Verbrechen begehen und seltener auf Sozialhilfeleistungen angewiesen sind.
Einer der größten Faktoren, die auf die Bildung einer Volkswirtschaft einwirken, ist das zugrunde liegende Bildungssystem. Die Unterschiede sind nicht nur international, sondern auch in einem föderalen politischen System wie Deutschland innerhalb durchaus erheblich.
Laut dem OECD Better Life Index finden sich die Menschen mit dem höchsten Bildungsniveau in Finnland (OECD Score 9,2), Australien (8,6), Schweden (8,3) und Estland (8,2). Deutschland rangiert auf dem 15. Platz mit einem Score von 7,6 zwischen Japan (7,7) und Irland (7,6). Deshalb wollen wir uns im Beitrag heute einmal genauer anschauen, wie die Bildungssysteme in Finnland, Australien, Schweden und Estland funktionieren.
Finnland
Das finnische Schulsystem zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass es zu einem sehr hohen Maße staatlich organisiert ist. Ganze 5,8% des Staatshaushalts fließen direkt in das Bildungssystem. Lediglich 3,8% der Schüler:innen besuchen eine Privatschule. Im Vergleich zum deutschen Bildungssystem ist das Finnische ein beinahe reines Gesamtschulsystem. Eingeschult wird erst ab dem 7. Lebensjahr und Noten werden erst ab dem 6. Schuljahr vergeben (ab ungefähr 12 Jahren). Erst nach dem Abschluss nach 10 Schuljahren in der Gesamtschule, die sehr durch praktische Fächer wie Musik, Kunst, Sport, Werken oder Hauswirtschaft geprägt sind, können die Schüler:innen sich entscheiden, ob sie auf das Gymnasium (55%) oder eine berufsbildende Schule (35%) gehen, die dann lediglich drei weitere Jahre in Anspruch nehmen (10% Schulabgänger mit 17). Schulen sind auf Halbtagsbasis eingerichtet, es gibt jedoch kostenloses, warmes Mittagessen für alle Schüler:innen. Nach Abschluss der weiterführenden Schule kann der Bildungsweg dann an einer Universität oder Hochschule abgeschlossen werden. Studierenden wird der Lebensunterhalt kostenlos gestellt. Im Durchschnitt beläuft sich die Bildungszeit in Finnland auf 19,8 Jahre.
Australien
In Australien beginnt das schulische Leben bereits im Alter von 5 Jahren. 7 Schuljahre dauert dann die Grundschule, sodass die Abgänger:innen diese im Alter von 12 Jahren abschließen. Wichtig zu wissen ist, dass dabei die Schuljahre in jeweils vier voneinander getrennte Quartale - sogenannte dreimonatige "Terms" - gegliedert sind. Nach der Grundschule sieht das australische Schulsystem den Besuch der sogenannten “High School” vor, die ähnlich dem deutschen Realschulabschluss nach der 10. Klasse endet. Danach haben die Schüler:innen die Wahl, zwei weitere Jahre das “College” zu besuchen, das sie dann mit dem “High School Certificate” abschließen, welches dem deutschen Abitur entspricht und voraussetzt, dass Klasse 11 und 12 besucht wurden.
Ein gravierender Unterschied zum deutschen Bildungssystem befindet sich in der freien Wahl der Schulfächer und Freizeitangebote, die sich in Australien stark dem US-amerikanischen System ähneln und den Schüler:innen einen großen Freiraum in der persönlichen Entwicklung ermöglichen.
Schweden
Ähnlich wie in Finnland bildet eine Art Gesamtschule den Kern des schwedischen Schulsystems. Nach der Vorschule, in die man in Schweden mit 4 oder 5 Jahren eintritt, beginnt die sogenannte “Grundskola”. Diese dauert neun Jahre lang und endet in der Regel mit dem 16. Lebensjahr. Anschließend haben die Schüler:innen die Möglichkeit, auf das Gymnasium zu gehen. Über 80% aller Jugendlichen nehmen dies auch wahr. Auch sonst sind die Parallelen zwischen dem schwedischen und deutschen Gymnasium nicht allzu groß. Im schwedischen Bildungssystem nimmt das dreijährige Gymnasium eher den Status einer Berufsausbildung ein. Die Jugendlichen haben dort die Wahl zwischen insgesamt bis zu 16 Ausbildungsprogrammen, die je nach Abschlussnote in der Grundskola zur Verfügung stehen. In Abhängigkeit der dort gewonnen Qualifikationen können im Anschluss dann Studiengänge an den Hochschulen belegt werden.
Estland
Die estländische Schulzeit beginnt mit der Einschulung nach dem siebten Lebensjahr in die, für die oben bereits genannten skandinavischen Schul- und Bildungssysteme charakteristische, allgemeinbildende Gesamtschule, die sich aus der Primär- und Sekundarstufe I zusammensetzt. Diese dauert wiederum neun Jahre und endet in der Regel spätestens, wenn die Jugendlichen 17 Jahre alt sind. Danach können die Schüler:innen in Estland zwischen berufsbildender Schule und/oder einem Ausbildungsberuf wählen, oder aber ihre Schulbildung auf einem Gymnasium fortsetzen. Auch hier fällt auf, dass die Trennung der allgemeinbildenden Schulen erst nach der allgemeinen Schulpflicht stattfindet, sodass eine gymnasiale Ausbildung in Estland nur von der 10. bis zur 13. Klasse andauert. Im Anschluss erhält man im estnischen Schulsystem ebenfalls die Hochschulreife und kann sich für einer der zwölf anerkannten Universitäten oder der 26 weiteren Hochschulen in Estland entscheiden.
Fazit
Generell beschäftigt die Effektivität der Bildungssysteme seit jeher Bildungswissenschaftler:innen aus aller Welt. Beispielhaft sind hier die prominenten PISA- und OECD-Studien zu nennen. Beide sehen vor allem traditionell die skandinavischen Bildungssysteme in ihren Rankings sehr weit vorne. Woran das im Endeffekt liegt ist und bleibt ein kontrovers diskutiertes Thema vieler Forschungszweige und ist in Gänze sicherlich nicht im Rahmen eines Blog Artikels zu beschreiben, geschweige denn zu erläutern. Dennoch hoffen wir, euch einen kleinen Einblick in verschiedene internationale Schulsysteme geben zu können.
Auffällig ist, dass Deutschland in den branchenführenden Bildungsrankings vor allem dadurch “besticht”, dass der soziale Hintergrund einen vergleichsweise überproportional hohen Einfluss auf den erreichten Bildungsgrad hat. Dieser Bildungsungerechtigkeit versuchen wir bei Lern-Fair durch die Vermittlung von kostenloser 1:1-Lernunterstützung entgegenzuwirken. Wenn auch du aktiv etwas für Chancengleichheit und Bildungsperspektiven machen willst, dann melde dich unkompliziert für unser online-basiertes Angebot Lern-Fair Now an.
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